Der Betrieb des Hochspannungsnetzes, welches den in den Kraftwerken produzierten Strom flächendeckend im gesamten Land verteilt, liegt in der Hand der sogenannten Übertragungsnetzbetreiber. Diese überregionalen Stromversorger bilden zusammen die deutsche Verbundgruppe: Der Zusammenschluss zum sogenannten Verbundnetz ermöglicht, landesweit Kapazitätsschwankungen auszugleichen und die Leistung der Kraftwerke besser auszunutzen.
Die Verteilung des in das Verbundnetz eingespeisten Stroms bis zum Endkunden erfolgt über die Mittel- und Niedrigspannungsnetze der regionalen Netzbetreiber. Hierzu gehören auch die lokalen Stromversorger, die für die Grundversorgung der Bevölkerung in der jeweiligen Region zuständig sind. Jeder Einwohner des jeweiligen Gebietes hat das Recht, mit Strom zum sogenannten allgemeinen Tarif versorgt zu werden. Dieses Recht gilt auch, wenn der Verbraucher einen Vertrag mit einem anderen Stromanbieter abgeschlossen hat, dieser aber nicht liefern kann - der lokale Stromversorger springt automatisch ein.
Seit der Liberalisierung des deutschen Strommarktes im Jahr 1998 gehören viele regionale Stromversorger zu den großen vier Konzernen der Elektrizitätswirtschaft. Mit der Öffnung des Marktes kam es zu einem harten Preiskampf, der zu einer starken Marktkonzentration mündete. Eine Reihe von Stromanbietern fusionierte miteinander, um die eigene Marktposition zu stärken; viele kleinere Unternehmen gingen strategische Allianzen und Kooperationen ein. Eine Reihe ehemals städtischer bzw. kommunaler Anbieter wurde zu Konzerntöchtern der großen Netzbetreiber.
Von den ehemals acht Übertragungsnetzbetreibern blieben lediglich vier übrig: RWE und VEW legten ihre Netze in der RWE Transportnetz Strom GmbH zusammen, aus PreussenElektra und der Bayernwerk AG wurde die E.ON Netz GmbH, die Badenwerk AG und die Energie-Versorgung Schwaben AG (EVS) bildeten das Netz der heutigen EnBW Transportnetze AG - und VEAG, BEWAG und HEW fusionierten zur Vattenfall Europe Transmission GmbH.
Allein RWE und E.ON halten mittlerweile zusammen einen Anteil von rund zwei Dritteln des deutschen Strommarktes; zusammen mit EnBW und Vattenfall kontrollieren die vier Konzerne nahezu neun Zehntel des Marktes.
Mit der zunehmenden Marktkonzentration kehrte sich die Preisentwicklung um: dem Preisrutsch folgte ein stetiges Anziehen des Strompreises. Zehn Jahre nach der Liberalisierung liegen die Strompreise zum Teil deutlich über dem Niveau vor der Marktöffnung.
Auf lokaler Ebene konkurrieren aktuell rund 900 Stromanbieter um die Gunst der Verbraucher, wobei es sich bei nicht wenigen um Konzerntöchter der großen Netzbetreiber handelt. In einigen Städten und Kommunen zeigt sich allerdings mittlerweile ein Trend zu neuer Autonomie: Viele Gebietskörperschaften wollen mittels Rückkauf oder Neugründung lokaler Stromanbieter wieder unabhängig von den großen Konzernen werden und Einfluss auf den Strommix und die Preisgestaltung nehmen.